re@di zu Gast in Ahaus – die rund 40.000 Einwohner zählende Stadt im westlichen Münsterland hat den Schlüssel zur Digitalisierung gefunden. Was unterscheidet diese “Smart City” von anderen Beispielen im In- und Ausland? Davon hat sich eine re@di-Delegation mit VertreterInnen aus Ettlingen, Baden-Baden, Bruchsal und Bretten bei einem Besuch überzeugen können.
Eine System – viele Möglichkeiten
Nicht erst seit Corona können vielerorts personalintensive Dienstleistungen mangels Mitarbeiter nicht mehr angeboten werden. Dieser Trend ging auch an Ahaus nicht vorbei. Von der ortsansässigen Firma Tobit – die für hochwertige Softwarelösungen bekannt ist – wurde das “Chayns”-System entwickelt und seitdem stetig vorangetrieben. Kern ist ein zentrales Verwaltungssystem, das nicht nur digitale Dienstleistungen für Endkunden, sondern auch ein Tool für die Mitarbeiterverwaltung beinhaltet. Diese Funktionalitäten und vor allem die integrierte Bezahlfunktion eröffnen nahezu grenzenlose Anwendungsmöglichkeiten. Und alles wird mit nur einer App gesteuert.
Alles ist verbunden
Das Geheimnis liegt in der digitalen Verbindung: Alles ist mit allem verbunden. Und dass dies nicht nur ein bloßer Konzeptentwurf ist, sondern tatsächlich gelingt, wird jedem Besucher bereits bei der Ankunft vor Ort schnell klar. Mit der digitalen ID, der sog. Chayns-ID hat jeder Nutzer seinen persönlichen Schlüssel und mit der dazugehörigen App auf dem Smartphone öffnet sich damit buchstäblich die digitale Welt von Ahaus. Einchecken im Hotel ohne Hotelier? Kein Problem: die Buchung ist bereits in jeder Chayns-App hinterlegt, die Türen öffnen sich in der Folge durch einen einfachen Scan eines QR-Codes wie von Geisterhand. An der Zimmertür und auf den Displays im Zimmer wird jeder Gast persönlich begrüßt und genießt den Aufenthalt mit allerlei Annehmlichkeiten der modernen Hausautomation.
QR-Code – der “Schlüssel” in Ahaus
Die praktischen kleinen QR-Codes begegnen einem überall im Ort, ob beim Carsharing oder Fahrradverleih, im Biergarten oder im Restaurant. Per QR-Code die passende Location aufgerufen, die Bestellung per Auswahl abgesetzt und nur ein paar Minuten später ist die Mahlzeit am Tisch und bezahlt ist bereits. Auch ein Trinkgeld kann gleich mit “angewiesen” werden. Gebracht wird das kühle Blonde aber dann doch noch von einer Kellnerin. Allerdings gibt es auch teilweise Zapfhähne zum “nachfüllen” – bedienen kann die wieder jeder selbst – natürlich mit der Chayns-App.
Einkaufen, Vergnügen, Versorgen – 24/7
Beim SmartCity-Rundgang fasziniert die Besucher aber auch das 24/7-Kaufhaus als begehbarer Online-Marktplatz, der buchbare private Kinoraum oder der vollautomatisierte Nachtclub für über 1.700 Besucher mit sieben Dancefloors – alles über die App von den Mitarbeitern steuerbar. Diese buchen ihre Schichten über die App, erhalten dann die Berechtigungen zur Steuerung der Anlagen und im Anschluss an ihre Schicht auch gleich ihre Lohn über die App ausbezahlt. Auf dem Rückweg beim Takeaway noch schnell was bestellt, an der Ausgabestelle einfach den dazugehörigen QR-Code gescannt und schon wird die warme Mahlzeit ausgegeben. Nach Ladenschluss noch was einkaufen? In Ahaus kein Problem. Einfach in den 24/7-Supermarkt ohne Personal, gewünschte Ware scannen, aus dem Regal nehmen und auschecken, fertig. Einfach kinderleicht.
Digitalisierung als ergänzendes und nicht ersetzendes Angebot
Das “Chayns-Modell” ist nicht unbedingt als Alternative zu Bestandsangeboten zu verstehen sondern stellt als Ergänzung dort noch Dienstleistungen zur Verfügung, die es ohne die Digitalisierung sonst nicht mehr gäbe – so wie in Ahaus. Das macht Chayns gerade für den ländlichen Raum sehr interessant. Und davon profitieren letztlich alle beteiligten Akteure. Denn auch das Stadtmarketing, hat mit der Chayns-App ein perfektes Medium für seine Veranstaltungs-Werbung und das Ticketing gefunden hat. Mit der ebenfalls auf Chayns aufbauenden Ehrenamtsplattform der Städte Baden-Baden, Ettlingen und Bretten ist das System bereits in der Region angekommen. Erst kürzlich hat in Ettlingen der 24/7-Dorfladen Fux und Has im Ortsteil Oberweier eröffnet. Probieren Sie es doch einfach mal aus. Und wer weiß? Vielleicht wird das eine oder andere Angebot folgen. Genug Ideen hat die kleine Reisegruppe jedenfalls im Gepäck.